Mai 2010 / PLAYBOY / Interview

„Torwart? Ein geiler Job.“

Der eine hat bei zwei Weltmeisterschaften das Tor der deutschen Nationalmannschaft gehütet – der andere will dort noch hin. Zwei unterschiedliche Generationen, zwei unterschiedliche Temperamente – ein und dasselbe Handwerk: ein Gespräch mit TONI SCHUMACHER und MANUEL NEUER über Lust und Last des Torhüterdaseins

Die Arena auf Schalke an einem spielfreien Tag ist ein trauriger Ort. Eine betonierte Leiche, die darauf wartet, Atem eingehaucht zu bekommen. Die Presselounge in der Arena an einem spielfreien Tag ist ein besonders trauriger Ort: Die Catering-Firma hat die Bar abgesperrt. Als man endlich, für Unsummen und über weite Wege, Kaltgetränke organisiert hat und eine Kanne mit schwarzer Flüssigkeit, die als Kaffee verkauft wird, kommt auch Torwart-Legende Harald Anton – besser bekannt als „Toni“ – Schumacher, 55, auf Touren. Schalke-Torwart Manuel Neuer, 32 Jahre jünger und ungefähr 87 Bänderrisse gesünder als Schumacher, ist eh auf Betriebstemperatur. Dafür hat Schalke-Trainer Quälix, äh: Felix Magath im Vormittagstraining schon gesorgt.

 

Wie wird man eigentlich Torwart. Weil man schlechter Fußball spielen kann als alle anderen auf dem Platz?

 

Neuer: Ich wollte eigentlich Feldspieler werden, bei Schalke. Der Trainer hat dann gesagt, dass ich ins Tor muss, weil ich neu war. So ist das ja auch auf dem Bolzplatz: Der Letzte muss ins Tor. Ich habe das ganz ordentlich gemacht – sodass ich letztlich nie mehr aus dem Tor rausgekommen bin . . .

 

Der letzte Depp muss ins Tor – war das auch bei Ihnen so, Herr Schumacher?

 

Schumacher: Nein, ich habe überall gespielt – vorne, im Mittelfeld, Verteidiger. Aber meine Mutter sagte: „Geh doch ins Tor, ist ein gemütlicher Job, da musst du nicht so viel laufen.“ So bin ich Torwart geworden. Und das Tolle für mich war, dass man ein anderes Trikot anhat, damit jeder sieht: Du hast deinen eigenen Raum, du bist der Einzige, der den Ball in die Hand nehmen darf.