Januar 2012 / ADAC REISEMAGAZIN / Text

Heilung in der Höhe

In den Allgäuer Bergen wächst gegen fast jedes Wehwehchen das richtige Kraut. Nach einer Wanderung mit Pflanzenkundlerin Adelheid Lingg schmerzen die Füße, aber die Seele ist gesund

Dass sie einem mit Quantenphysik kommt, hätte ich nicht erwartet. Aber: „Die Welt besteht aus schwingenden Feldern. Außer der stofflichen gibt es noch viele andere Dimensionen des Lebens“, zitiert Adelheid Lingg einen Leitsatz aus jenem hochwissenschaft­lichen Teilbereich. Irgendwann spricht die 54-Jährige auch von Naturgeistern und kosmischer Strahlung, doch das ist okay. Denn wir stehen oben, hoch über Deutschland, auf dem Nebelhorn. 2224 Meter über dem Meeresspiegel. An die 100 Kühe sorgen mit ihren Glocken für einen beruhigenden Klangteppich. Es sind die am höchsten weidenden Rinder Deutschlands. Nirgendwo sonst gebe es in dieser Höhe derart saftige Nahrungsmittel für sie. Das zeuge von Fruchtbarkeit, sagt die Naturführerin. So ist das Allgäu: „Es gibt kaum eine vergleichbare Region, diese Mischung aus offenen Freiflächen, Wäldern, Bergseen und Tobelbecken und dazu dieses satte Grün. Das schenkt unserer Seele Schönheit und Heilung.“

 

Was man über die Kräuterexpertin lesen kann, macht ein wenig Angst. Von energetischen Kraftwegen ist die Rede, von Naturgeistern, und in weniger charmanten Berichten stehen Ausdrücke wie „Kräuterhexe“. Auf ihrer Website bietet sie Japanisches Heilströmen und die Antlitzdiag­nose nach Dr. Hickethier an. Sie folgt der Lehre der Geomantie, die besagt, dass die Erde keine Materie sei, sondern ein „energetisches Gewebe“. Das mag man glauben oder nicht, aber dass ein gewisses „Zurück zur Natur“ nichts Verquast-Esoterisches sein muss, wird zu beweisen sein. Und sich als wahr herausstellen. Drei Tage mit einer kräuterkundigen Naturführerin im Allgäu bedeuten drei Wanderungen in ebenso vielen Höhenlagen. Wir beginnen ganz oben. Denn runter kommt man immer – mehr oder weniger.

 

Das Erste, was nach Alpenluft und Kuhglockenklang die Sinne beflügelt, ist der Ausblick. 400 Gipfel sollen von hier oben zu sehen sein. „Das hat man nur auf dem Nebelhorn“, sagt meine Begleiterin stolz. Zum Nachzählen fehlt allerdings die Zeit. Denn Frau Lingg hat viel vor. Forsch geht sie los. Der erste Tag beginnt bei leichtem Wind und 30 Grad im Tal, macht immer noch deutlich mehr als 20 Grad in der Höhe. Heiß genug, wenn man schattenlos und stundenlang unterwegs sein wird. Das erste Teilstück führt durch Geröll. Die Aussicht ist majestätisch, linker Hand er heben sich Kleiner und Großer Daumen, die zu den höchsten Punkten der Republik gehören. Der Weg selbst ist nicht ohne.  „Der Fels“, sagt Adelheid Lingg eindringlich, „wirft dich zurück bis auf die Knochen.“ Soll heißen, hier geht’s an die Subs­tanz. Vor der geistigen Erholung steht die (…)

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